Fehler? Ja, bitte!
IU Kolleg:innen erzählen aus dem Nähkästchen und teilen ihre Fehlschläge
12. Oktober 2022
Am 13. Oktober ist offizieller „Day for Failure“. Wir an der IU leben positive Fehlerkultur jeden Tag! Denn Fehler passieren, Fehler sind menschlich und nur durch ihr Entstehen können wir lernen, uns und unsere Prozesse weiterzuentwickeln und Innovationskraft zu fördern. Über Fehlschläge zu sprechen hilft auch unserem Umfeld, Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Zwei IU-Kolleginnen möchten in dem Zuge ihre Erfahrungen mit Euch teilen, die sich wie Fehler anfühlten, vielleicht nicht genauso wiederholt werden würden und rückblickend doch sehr gewinnbringend waren.
Janina macht den Start.
Hi zusammen – mein Name ist Janina. Ich bin seit einem Jahr Teil der IU und leite hier das Team „Project- & Processmanagement“ im akademischen Recruiting.
Ich bin schon sehr früh mit dem Thema Leistungsdruck in Berührung gekommen, da ich seit klein auf Leistungshandball gespielt habe. Der hohe Anspruch an mich selbst zog sich auch durch meine gesamte Ausbildungszeit, da ich nach dem Abitur (mit 17 Jahren) mit einem dualen Bachelor begann und direkt im Anschluss auch dual im Master studierte. Also Vollzeitjobs plus Studium – und das in Regelstudienzeit und ohne Verschnaufpause.
Auf der Zielgeraden des letzten Semesters wurde es dann ganz extrem. Ich hatte Arbeitstage mit mindestens acht Stunden, war zu der Zeit Pendlerin, was zusätzlichen Stress bedeutete, und setzte mich im Feierabend dann an meine Masterarbeit. Gegessen wurde am Schreibtisch und auch das Wochenende nutzte ich für mein akademisches Weiterkommen.
Das war zu viel!
Ich hatte nicht auf meinen Körper gehört, der mir durch andauernde Müdigkeit und Kopfschmerzen signalisierte, dass es zu viel war. Ich zog das Pensum zwar bis zum Ende durch, würde es heute aber ganz anders machen und mir eine „richtige“ Zeit als Studentin einräumen, unter der Woche abends rausgehen und in die Stadt ziehen, wo ich studiere. Trotzdem bin ich natürlich stolz auf das, was ich geleistet habe, würde mich immer wieder für ein duales Studium entscheiden, aber mir definitiv Verschnaufpausen einräumen. Heute zwinge ich mich zu geregelteren Arbeitstagen, Sonn- und Feiertage sind tabu, schaffe mir Ausgleiche durch Sport, Malen und Schreiben.
Auch aus Marions Geschichte können wir lernen.
Hi – ich bin Marion, Professorin für Game Art im Fernstudium an der IU.
Als ich nach meinem Masterabschluss für meinen ersten Job in der Games Branche angeheuert wurde, war ich so stolz wie nie zuvor und motiviert, als Junior Game Artist voll durchzustarten. Für diese Chance zog ich sogar mit Anfang 20 einige hundert Kilometer von zu Hause entfernt in eine fremde Stadt. Im neuen Team wuchsen wir schnell eng zusammen, denn die Arbeitstage waren lang, unermüdlich arbeiteten wir daran, das Game zum Laufen zu bringen. Ein neues innovatives Spiel sollte es sein mit viel Action und coolen Figuren im Comic-Style – genau mein Fall!
Sechs Monate später dann der Schock!
Das Projekt wurde abgebrochen, das Team aufgelöst und mein erster „Fail“ als Game Artist traf mich wie aus dem Nichts. Zum Glück wurde ich in ein anderes Team im selben Unternehmen gesteckt und wurde somit nicht arbeitslos. Und wer hätte das gedacht? Aus diesem anfänglich gedachten „Mitleids-Job“ sollte sich das größte Spieleprojekt entwickeln, an dem ich je beteiligt war und rückblickend sehe ich diesen „Fail“ als Startschuss für meine heutige Karriere als Game Artist.
Für Tim Kaltenborn, Head of People & Culture an der IU, gehören Fehler zum Menschenbild dazu:
Lernen begleitet uns an der IU jeden Tag, in vielen Facetten und beim Lernen machen wir Fehler – die gehören dazu. Aus Fehlern lernen wir. Sie machen uns stärker, insbesondere wenn wir dazu stehen, offen darüber reden und wir durch die Erfahrung der Fehler neues Wissen generieren.
Wenn Fehler vertuscht werden, nicht darüber geredet wird, dann wiederholen sich diese und wir als Individuen (aber auch unser Umfeld, die IU, unsere Freunde, unsere Familie, die Gemeinschaft) lernen nicht, entwickeln uns langsamer weiter, wiederholen Fehler und nutzen damit die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht nachhaltig.
Natürlich gibt es Fehler, die vermeidbar sind und die sollten wir auch vermeiden. Aber immer dann, wenn wir uns aus dem Bekannten heraus bewegen, und es noch kein Wissen, noch keine Lösung für ein Problem gibt, dann sind Fehler legitim und sogar wünschenswert, denn sie helfen uns, den Lösungsraum zu definieren.
Fehler gehören zu unserem Menschenbild an der IU, Fehler sind etwas Natürliches. Sie zeigen uns, dass wir etwas gestalten, Entscheidungen treffen und für diese Verantwortung übernehmen, egofrei und mit dem Bewusstsein, dass die Welt dadurch nicht stehen bleibt. Fehler zuzulassen und diese als Teil des Lernens zu verstehen, bedeutet nicht, dass wir uns die möglichen Konsequenzen unserer Entscheidungen und unseres Handelns nicht bewusst machen sollten. Wir haben jedoch selten alle Informationen zur Verfügung und müssen trotzdem Entscheidungen treffen. Diese treffen wir auf der Basis unseres bisherigen Wissens, unserer Annahmen und auch ganz stark basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit, unserer eigenen oder denen von anderen. Wenn wir also mehr über unsere Entscheidungen sprechen, die wir rückblickend anders entscheiden würden – unsere Fuck-ups – dann helfen wir anderen schneller zu lernen und bessere Lösungen zu entwickeln!
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